Kapitel 8 Standortfaktoren & aktuelle wirt­schafts­politi­sche Themen

Die bisher präsentierten Ergebnisse der Befragung fokussierten auf die Einschätzungen der Unternehmen hinsichtlich der Bedeutung verschiedener Faktoren für den Unternehmenserfolg. In diesem Kapitel konzentrieren wir uns auf die subjektiven Einschätzungen der Unternehmen bezüglich Faktoren, die von der Politik direkt oder indirekt beeinflussbar sind.

8.1 Standortfaktoren

Als erstes betrachten wir verschiedene Standortfaktoren, die eher unmittelbar von der Wirtschaftspolitik beeinflusst werden können. Dazu sind in Abbildung 8.1 verschiedene Standortfaktoren anhand der Wichtigkeit in absteigender Reihenfolge abgebildet.


Abbildung 8.1: Bedeutung von Standortfaktoren

Bezieht man alle befragten Unternehmen mit ein, so stellt der mit Abstand wichtigste Standortfaktor die Erreichbarkeit mit privaten Verkehrsmitteln (Durchschnittswert: 4.0) dar, gefolgt von der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln (3.4), der Steuerbelastung (ebenfalls 3.4) und von Infrastrukturkosten (ebenfalls 3.4). Von eher geringer Bedeutung sind dagegen aus Sicht der Unternehmen familienexterne Betreuungsangebote und die Sozialpartnerschaft. Interessant ist es nun zusätzlich die subjektive Einschätzung der Qualität von Standortfaktoren mit einzubeziehen, um wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf aufzuzeigen. Dabei dürfte es den grössten Handlungsbedarf bei solchen Faktoren geben, die wichtig sind und gleichzeitig eine eher geringe Qualität aufweisen. Solche Standortfaktoren bezeichnen wir nachfolgend als relevante Standortfaktoren.

Anhand der subjektiven Einschätzung der Unternehmen sind die Erreichbarkeit mit privaten Verkehrsmitteln (Wichtigkeit 4 und Qualität 3.4) und die Steuerbelastung (Wichtigkeit 3.4 und Steuerbelastung relativ zur Qualität staatlicher Leistungen 3.0) relevante Standortfaktoren. Im Gegensatz dazu weist die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwar die höchste Qualität unter allen abgefragten Standortfaktoren (4.1) auf, aber deren Wichtigkeit liegt nur bei 3.4. Hier ist ein Vergleich mit der Befragung aus dem Jahr 2019 interessant. Damals nannten die Unternehmen die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln als zweitwichtigsten Standortfaktor, gefolgt von der Erreichbarkeit mit privaten Verkehrsmitteln. Ursächlich für den relativen Bedeutungsverlust der öffentlichen Verkehrsmittel könnte die aktuelle Corona-Pandemie sein, wodurch viele Mitarbeiter eher das eigene Verkehrsmittel bevorzugen dürften, um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren. Zudem zeigt sich, dass die eher ländlichen Kantone Aargau, Basel-Landschaft und Solothurn bei der Qualität der Erreichbarkeit mit privatem Verkehrsmittel um einiges besser abschneiden als der Kanton Basel-Stadt, was in der aktuellen Pandemie-Situation von Vorteil sein dürfte.

Ebenfalls zeigt sich, dass die Unternehmen den regionalen Bildungseinrichtungen eine eher hohe Qualität (Durchschnittswert: 3.6) beimessen. Dabei geniessen insbesondere die Bildungseinrichtungen in Basel-Landschaft ein hohes Ansehen bei den Unternehmen (3.9). Interessant ist, dass im Durchschnitt über alle Unternehmen nahegelegene Bildungseinrichtungen im Vergleich zur Qualität als nur mittelmässig wichtig betrachtet werden (Durchschnittswert: 3.2). Hier zeigt sich jedoch auch eine sehr grosse Heterogenität zwischen verschiedenen Branchen. Unternehmen des «Gesundheitssektors» weisen solchen Einrichtungen mit einem Wert von 4.3 eine sehr hohe Wichtigkeit zu, wohingegen Unternehmen der Branchen «Handel» und «Verkehr/Gastro» darin nur eine geringe Wichtigkeit sehen.

Neben den explizit erfragten Standortfaktoren haben einige Unternehmen in der Befragung weitere Punkte genannt, die ihnen wichtig sind. Dies waren beispielsweise die Anbindung an Autobahnen, eine als zu bürokratisch wahrgenommene Regulierung in verschiedenen Bereichen sowie die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen im städtischen Raum.

8.2 Aktuelle wirtschaftspolitische Themen

Kommen wir nun als nächstes zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen. Wie in Abbildung 8.2 zu sehen, schätzen die Unternehmen eine grundlegende Reform der Altersvorsorge (AHV/BVG) mit einem durchschnittlichen Wert von 3.2 als eher mittelmässig wichtig ein.


Abbildung 8.2: Aktuelle wirtschaftspolitische Themen

Bei der Frage nach einer gesetzlich geregelten Elternzeit, welche den Eltern einen Entscheidungsspielraum gibt, oder dem Beibehalten der aktuellen Regelung zeigt sich nur eine leichte Tendenz in Richtung Neuregelung (durchschnittlicher Wert 2.7, wobei die Unternehmen die Auswahl hatten zwischen 1, Neuregelung gar nicht befürworten und 5, sehr befürworten).

Die Unternehmen haben teilweise weitere politische Themen genannt, die für ihre Geschäftstätigkeit als relevant eingeschätzt werden. Dazu gehörten beispielsweise eine generelle Besorgnis über eine zunehmende Regulierungsdichte z.B. im Bau- und Gesundheitsbereich, die Kosten der Energiewende aber auch Besorgnis über den Euro-Franken-Kurs sowie eine Verschlechterung der Beziehungen zur EU.