Kapitel 6 Fachkräfte und Home­of­fice

Gut qualifizierte Mitarbeitende sind für jedes Unternehmen von zentraler Bedeutung. In diesem Kapitel gehen wir auf die Einschätzung der befragten Unternehmen ein, wie sie den Zugang zu Fachkräften beurteilen, welche Herausforderungen im Personalmanagement bestehen und ob Homeoffice zukünftig eine grössere Rolle spielen dürfte.

6.1 Verfügbarkeit von Arbeitskräften

Abbildung 6.1 präsentiert die Einschätzungen zur Wichtigkeit und Knappheit verschiedener Gruppen von Fachkräften.


Abbildung 6.1: Verfügbarkeit von Arbeitskräften

Arbeitskräfte mit abgeschlossener Berufslehre stellen über alle Unternehmen hinweg betrachtet die wichtigste Gruppe dar (Durchschnittswert: 3.9). An zweiter Stelle folgen mit grösserem Abstand akademische Arbeitskräfte (Durchschnittswert: 2.8), welche Personen mit Universitäts- und Fachhochschulabschluss umfassen. Positiv zu betrachten ist zudem, dass für keine der beiden Gruppen von einer ausserordentlich hohen Knappheit berichtet wird. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen der Region die Fachkräfte, die sie für ihre Geschäftstätigkeit benötigen, zu finden vermögen.

6.2 Massnahmen im Personalmanagement

Ein wichtiger Faktor, um Fachkräfte rekrutieren und im Unternehmen halten zu können, ist das betriebsinterne Personalmanagement. Abbildung 6.2 beleuchtet diverse Aspekte davon und gibt an, wie die Unternehmen die Qualität und Wichtigkeit verschiedener Massnahmen beurteilen.


Abbildung 6.2: Wichtigkeit und Qualität verschiedener Massnahmen des Personalmanagements

Zu den Massnahmen, denen die höchsten Bewertungen zugeschrieben werden, gehören die Weiterbildung von Mitarbeitenden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie das Thema Mitarbeitende über 50 Jahren. Die Unterschiede zwischen diesen Aspekten sind gering und sie nehmen in allen Branchen die Spitzenplätze ein. Zugleich gehen die Unternehmen davon aus, dass ihre eigenen, bestehenden Massnahmen in diesen Bereichen bereits von hoher Qualität sind. Dazu passt auch, dass 92% der Unternehmen angeben, die Kosten für Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter zu übernehmen. Deutlich weniger wichtig werden Massnahmen zur Integration von Müttern sowie Altersteilzeit eingeschätzt.

Einige der befragten Unternehmen haben spezifischer angegeben, wo aus ihrer Sicht die grössten Herausforderungen in der familienexternen Betreuung liegen. Dabei wurde beispielsweise darauf hingewiesen, dass das bestehende Angebot an Kitas ungenügend und zu teuer sei. Während grössere Unternehmen es sich leisten könnten, ihren Mitarbeitenden entsprechende Angebote zu machen, sei dies für KMUs nicht stemmbar. Es wurde zudem geäussert, dass es auch nicht die Aufgabe der Unternehmen sein könne, Betreuungsstrukturen zur Verfügung zu stellen, da dies eine gesellschaftliche Aufgabe sei. Weitere Herausforderungen sehen einige der Befragten beim vermehrten Wunsch von Teilzeitarbeit sowie bei der Betreuung von Kindern, falls diese krank werden oder bei gesundheitlichen Problemen von Müttern vor oder nach der Geburt von Kindern.

Zudem wurde auch gefragt, ob die Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze für Lehrlinge im Vergleich zum Vorjahr verändern. Die Ergebnisse sind in Abbildung 6.3 dargestellt.


Abbildung 6.3: Ausbildungsplätze

Es zeigt sich eine leichte Tendenz dahingehend, dass die Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze verringern werden (Durschnittswert: 2.5, wobei 3 bedeutet, dass Sie die Zahl unverändert belassen wollen). Diese Tendenz zeigt sich für alle Branchen.

Ein weiterer Aspekt des Personalmanagements betrifft das Arbeiten im Homeoffice, das durch die Pandemie stark an Relevanz gewonnen hat. Der nächste Abschnitt geht diesem Thema und den diesbezüglichen Unternehmenserwartungen vertieft nach.

6.3 Homeoffice

Abbildung 6.4 präsentiert den Anteil Mitarbeitende, die bereits vor der Pandemie regelmässig von zu Hause aus gearbeitet haben.


Abbildung 6.4: Anteil Personen, die regelmässig vom Homeoffice aus arbeiten

Weniger als die Hälfte der Unternehmen (42%) haben angegeben, dass es in ihrem Betrieb überhaupt kein Homeoffice gegeben hat. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass über die Hälfte der Unternehmen schon vor der Krise Erfahrungen mit Homeoffice gesammelt hat. Dies trifft besonders stark auf die Informations- und Kommunikationsbranche zu.

Dennoch hat Homeoffice verschiedenste Auswirkungen und bringt neue Herausforderungen mit sich, wie Abbildung 6.5 zeigt.


Abbildung 6.5: Homeoffice

Die mit Abstand am stärksten betonte Auswirkung von Homeoffice ist eine veränderte Personalführung, die gemäss Einschätzung der Unternehmen deutlich komplexer wurde (Durchschnittswert: 3.6). Demgegenüber sehen die Unternehmen kaum einen Effekt auf die Produktivität ihrer Mitarbeitenden. Der entsprechende Durchschnittswert von 2.8 gibt an, dass die Produktivität der Mitarbeitenden im Homeoffice weder zu- noch abgenommen habe.

Relativ neutral sehen viele Unternehmen auch die mittel- und langfristigen Auswirkungen von Homeoffice. Zwar wird davon ausgegangen, dass die Verbreitung von Homeoffice im Vergleich zu vor der Pandemie zunehmen wird. Der entsprechende Wert von 2.7 lässt aber darauf schliessen, dass nur von einer moderaten Erhöhung ausgegangen wird. In ähnlicher Weise betrachten die Unternehmen die Möglichkeit von Homeoffice zwar als relevant, um als Arbeitgeber bei der Rekrutierung von Fachkräften in Zukunft punkten zu können, jedoch wird nicht davon ausgegangen, dass dies ein zentrales Kriterium werden wird. Interessant ist, dass die aktuellen gesetzlichen Regeln nicht unbedingt als klar wahrgenommen werden (Durchschnittswert: 2.7). Gleichzeitig scheinen die Unternehmen solchen gesetzlichen Regeln keine besondere Bedeutung zuzumessen (Durchschnittswert: 2.7), was darauf hindeutet, dass Homeoffice auch ohne stärkere gesetzliche Regeln umsetzbar zu sein scheint.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die befragten Unternehmen der Region Arbeitskräften mit abgeschlossener Berufslehre die höchste Wichtigkeit für ihre Tätigkeiten beimessen. Ein erheblicher Teil der Unternehmen aus allen Branchen beschäftigt zudem Grenzgänger, was deren wirtschaftliche Bedeutung für die Region deutlich unterstreicht. Weiterbildungen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie das Thema Arbeitnehmende über 50 Jahren gehören zu den wichtigsten Aspekten des betrieblichen Personalmanagements. Die Personalführung wurde mit Homeoffice zu einer grösseren Herausforderung. Homeoffice dürfte nach Einschätzung der Befragten zukünftig eine zunehmende Bedeutung haben. Allerdings scheinen die meisten Unternehmen von einer moderaten Veränderung auszugehen und erwarten keinen abrupten Wechsel hin zu Homeoffice.